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Thanksgiving Dinner 2018 im Schützenhof Jever

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Feiern wie die Amerikaner

Amerikanische Traditionen in Friesland-Wilhelmshaven

Am Donnerstagabend krönte die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Wilhelmshaven-Friesland e.V. im 40. Jahr ihres Bestehens das erfolgreiche Jugendaustauschjahr 2018 mit einem opulenten Thanksgiving Dinner im Jeverschen Schützenhof. 89 Gäste konnte Präsidentin Imke Oltmanns begrüßen, davon 31 Jugendliche, die entweder bereits am diesjährigen Jugendaustauschprogramm teilgenommen haben oder im nächsten Jahr auf die Reise in die Partnerstadt Norfolk/Virginia in den USA gehen wollen.

Der große Saal im Schützenhof war festlich herausgeputzt für dieses Ereignis, das in den USA schon seit mehreren Jahrhunderten traditionell am 4. Donnerstag im Monat November gefeiert wird. Dabei ist das Thanksgivingfest älter, als die USA selbst. Vermutlich geht es auf die Menschen zurück, die 1620 aus Europa kamen und sich im heutigen Massachusetts niederließen. Die Menschen hatten zu Beginn große Probleme, sich in der Fremde zurechtzufinden. Der erste Winter war so hart, dass viele von ihnen infolge der Strapazen und Entbehrungen starben. Die Europäer baten die indianischen Ureinwohner um Hilfe. Diese zeigten den Fremden, wie man „in der neuen Welt“ jagt und fischt, wie man Mais und Kürbis anbaut und verarbeitet. Sie lehrten sie auch, wie man die preiselbeerähnlichen Cranberrys zu Kompott verkocht.  Durch die Unterstützung der Ureinwohner konnten die Europäer im Herbst 1621 eine so reiche Ernte einfahren, dass sie zum Dank ein dreitägiges Festmahl gaben und ihre Helfer dazu einluden. Thanksgiving wird seitdem Jahr für Jahr gefeiert. Heute ist Thanksgiving für viele Amerikaner wichtiger als Weihnachten. Familien treffen sich an diesem Tag zu Hause und essen gemeinsam einen großen, gefüllten Truthahn. Da es beim Feiern auch mal später werden kann, nehmen sich viele Amerikaner den nächsten Tag als Brückentag frei. Dieser Freitag nach Thanksgiving ist mittlerweile der umsatzstärkste Tag des Jahres in den Vereinigten Staaten, denn angesichts immenser Sonderangebote erledigen viele Amerikaner an diesem Tag ihre ersten Weihnachtseinkäufe, was sich mittlerweile auch in Deutschland als so genannter Black Friday immer mehr durchsetzt.

Zwei jugendliche Teilnehmerinnen präsentierten den anwesenden Gästen mit Hilfe einer PowerPointPräsentation Impressionen und Erlebnisse des letzten Jugendaustauschprogramms, das in diesem Jahr in Deutschland stattfand, bei dem eine Schülergruppe aus Norfolk/Virginia in Wilhelmshaven und Jever begrüßt werden konnte.

Den Amerikanern und ihren deutschen Gastgebern wurde im Sommer viel geboten. Neben den Wilhelmshavener Sehenswürdigkeiten wie dem Wattenmeerhaus und dem Marinemuseum gab es auch eine Wattwanderung im Hooksieler Watt, eine Fahrt mit der Etta von Dangast, eine Teezeremonie und Schlossturmbesteigung in Jever. Aber auch Tagesausflüge nach Hamburg, Groningen, den Ostfriesischen Inseln, die von den Gastfamilien organisiert wurden, bereicherten das Programm. Großes Interesse fand das Auswandererhaus in Bremerhaven bei den amerikanischen Gästen. Highlight war aber am Ende sicherlich der viertägige Aufenthalt in der Bundeshauptstadt Berlin. Hier standen der durch MdB Siemtje Möller vermittelte Besuch des Reichstags und des Paul-Löbe-Hauses auf dem Plan, außerdem das Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa und das Stasigefängnis Hohenschönhausen, aber auch für eigene Streifzüge durch die Metropole Berlin blieb noch ausreichend Zeit, bevor sich die Amerikaner am letzten Tag von Airport Berlin-Tegel wieder auf den Heimweg machten.

„Die Arbeit der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft scheint gut anzukommen, besonders unser Jugendaustauschprogramm“, darauf weist der Jugendbeauftragte Axel Wiese hin, „denn heute beim Thanksgiving Dinner konnten zahlreiche neue Familien mit ihren jugendlichen Kindern erstmals begrüßt werden! Für die Reise in die USA 2019 haben schon viele ihr Interesse bekundet und sich angemeldet.“

 

Ein Novum beim diesjährigen Thanksgiving Dinner war ein Vortrag im Anschluss an das Essen von Buchautor und Amerikakenner Hartmut Spieker aus Schortens. Hartmut Spieker, der unter anderem vier Jahre lang in den USA lebte, hat seine Erfahrungen und Erkenntnisse in einer fünfjährigen Fleißarbeit zu einem Buch verarbeitet, das im Frühjahr 2018 erschien: „Weltmacht USA – hat der Niedergang begonnen?“ In einem kurzweiligen, interessanten Vortrag stellte er dem Publikum die allgemeine und politische Entwicklung der USA vor. Dabei spürte man die Ambivalenz seiner Haltung zu diesem beeindruckenden, riesigen Land mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten, denen er 11 Thesen gegenüberstellte. So wies er unter anderem darauf hin, dass allein der Verteidigungshaushalt der USA mehr als doppelt so groß sei wie der bundesdeutsche Haushalt insgesamt. Er stellte die Amerikaner als stets freundlich, höflich und hilfsbereit dar, verwies aber gleichzeitig auf den immer noch alltäglich vorhandenen Rassismus in den USA.

Überaus interessante Einblicke gewährte er auch in das US-Wahlsystem und den Missionsgedanken, der viele Amerikaner beseelt. Am Ende seines Vortrags wandte sich Spieker an die Jugendlichen im Saal und forderte sie auf, die Welt mit offenen Augen kennen zu lernen, die Möglichkeiten von Austauschprogrammen wie dem der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft zu nutzen, sich ein Bild zu machen, Erfahrungen über Land und Leute zu sammeln. Denn diese Erkenntnisse, die man auf Reisen sammelt, schafft und schärft auch einen neuen Blick auf die eigene Heimat, auf das was man hat.

 

Nachdem an diesem Abend sechs gebratene Truthähne für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt haben, trafen die abschließenden Worte Spiekers die Leitsätze des Vereins auf den Punkt: Der Gedanke der Völkerverständigung, der gegenseitigen Toleranz und dem interkulturellen Austausch nach dem Motto „peace through people“.

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